Unser 2. Besuch bei der Schlachtdarstellung in Villeroy vom 05-07.09.2014

Das Drama an der Marne und Leben wie Gott in Frankreich

Villeroy (Département Seine-et-Marne, Région Île-de-France) war im Weltkrieg der westlichste Ort in Frankreich, den die Deutschen im gesamten Kriegsverlauf erreichen konnten. Hier trafen am 05. September 1914 gegen Mittag Truppen des IV. Reservekorps als äußerste rechte Flanke der Deutschen 1. Armee auf starke Kräfte der Französischen 6. Armee, unter anderem Marokkanische Territorialkräfte. Nachdem die Franzosen in den vorangegangenen Schlachten am Ende stets zurückgewichen waren, blieben sie nun jedoch stehen und so entwickelte sich ein Gefecht, das beide Seiten erst gegen Abend abbrachen. Die Bedrohung der deutschen Flanke durch frische, starke Kräfte aus dem Raum Paris war damit jedoch aufgedeckt und es kam zum weiteren Verlauf der Marneschlacht.

Lange, lange währte bei uns die Vorfreude auf dieses ereignisreiche Wochenende. 2011 waren wir schon einmal dort gewesen und alle, die damals dabei waren, waren begeistert! So war es dieses Mal eine noch größere Gruppe als vor 3 Jahren, die sich aus allen Teilen des Reichs und auch aus England auf den Weg machte. Es fanden sich Deutsche, Franzosen und Engländer in deutschen Uniformen ein. Wenn das nicht gelebtes Europa ist, was ist es dann? Einige von uns besuchten auf der Hinfahrt den ursprünglich als Ehrenfriedhof der Garde bei Le Sourd / Colonfay angelegten Soldatenfriedhof, der später auch Französische Grabstätten erhielt. Auf ihm sind Gedenksteine der Prinzen Eitel Friedrich und August Wilhelm von Preußen erhalten, die dem Andenken der berühmten Garderegimenter der Potsdamer Wachtparade gewidmet sind, die bei der Schlacht von Colonfay am 28. August 1914 die Hauptlast getragen hatten. Am Grabstein Friedrichs von Bismarck (gefallen 1916 als Regimentsführer des Ersten Garderegiments zu Fuß) und dem Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 wurden symbolisch Rosen in Erinnerung an den Abschied von Potsdam, bei dem die Kaiserin jedem Offizier des Ersten Garderegiments zu Fuß eine Rose schenkte, niedergelegt. Dann ging es weiter nach Villeroy, wo ein großes Widersehen mit teils lange nicht gesehenen Kameraden bis tief in die Nacht hinein gefeiert werden konnte. Hier kündigte sich beim Abendessen schon die vorzügliche Bewirtung durch unsere Gastgeber an, die uns mit frischem Linseneintopf verwöhnten.

Der Morgen danach brach wie üblich für einige von uns viel zu früh an. Nach einem ausgiebigen Frühstück, fuhren wir bestgelaunt nach Neufmontiers, wo eine große Grabenlandschaft aufgebaut worden war. Auch hier tobte 1914 die Schlacht, die nun, 100 Jahre später, für die in Scharen kommenden Zuschauer nachgestellt werden sollte. Also griffen wir zunächst eine befestigte Feldstellung der Rothosen an, wurden dann jedoch nach einem heftigen Gegenangriff aus dieser wieder herausgeworfen. Nach einem üppigen Mittagessen mit Hähnchen und Kartoffeln, wiederholten wir am Nachmittag noch einmal das Spektakel unter dem tosenden Beifall der Zuschauer. Der Tag klang aus bei Liedern, Salat, Merguez, Couscous, Bohnen und Käse. Herrlich!

Einem gewissen Gefreiten, der doch allzu lange und ausgiebig gefeiert hatte, kam es sicherlich vor, als wäre es noch Nacht, doch der Tag brach nicht nur für ihn recht früh an. Nach dem Frühstück ging es raus auf das Feld bei Villeroy. Dort traf unsere Vorhut als Nachstellung der damaligen Ereignisse auf die Franzosen, die sogar ein Panzerautomobil aufgeboten hatten, um unseren Vormarsch auf Paris aufzuhalten. Trotz heftiger Gegenwehr konnten wir den Gegner jedoch überwältigen und einige Gefangene einbringen, die ausgiebig verhört wurden. Danach gab’s erst einmal einen wunderbaren Kartoffelsalat, Wurst, Speck und Bohneneintopf – genau das, was der Krieger an einem solchen Tag braucht! Die Schlacht wurde anschließend für die Zuschauer noch drei Mal wiederholt, das Ergebnis war jedoch immer das Gleiche: Ein glänzender Sieg der Deutschen Waffen! So stand es am Ende dieses Wochenendes 4:2 für uns und somit stand einer gut gelaunten Rückfahrt nichts mehr im Wege.

In Summa kann man wohl vollkommen zu Recht von einer der größten und schönsten Weltkriegs-Veranstaltungen im Jahre 2014 sprechen. Die perfekte Organisation, die gute Unterbringung – sogar eine Dusche stand zur Verfügung! – die herzliche Aufnahme durch das Dorf, die unfassbar leckere Küche, die kostenlosen Leihwaffen nebst Unmengen Munition und der obendrein uns allen gezahlte Spritzuschuß rundeten das Bild ab. Was will man mehr? Deutschen Veranstaltern von ähnlichen Gedenktagen möge dies als Beispiel dienen: Wer Qualität in der Darstellung will, der muß klotzen, nicht kleckern.

Allen Organisatoren und den Verantwortlichen vor Ort gilt unser aller Dank. Wir werden natürlich wieder kommen, wenn es 2018 erneut heißt: Das Drama an der Marne, dieses mal 1918!

EGR