Kaiserliche Marine

Da sich Deutschland seit der Reichsgründung 1870 von einem Agrarstaat zu einer Industrienation mit starker Exporttätigkeit entwickelt hatte, war es notwendig geworden den Seehandel gegen Übergriffe Dritter zu schützen und die Interessen Deutschlands auch zur See zu vertreten. Ursächlich für die Errichtung waren die Erfahrungen in der Vergangenheit, wonach ein Staat nur dann zur See respektiert wurde, wenn er seine Interessen auch außerhalb seiner Hoheitsgewässer durchsetzen konnte. Deshalb sollte sie gemäß dem Flottengesetz: Deutschlands Küsten verteidigen, den Gegner zur See und an der Küste bekämpfen, die deutschen Kolonien, den deutschen Seehandel und alle Deutschen im Ausland schützen und vertreten.

Bis Kaiser Wilhelm II war die Marine trotz unzähliger, weiter Auslandsreisen eher als reine Küstenschutz-Flotte gedacht und organisiert. Erst ab 1888 kam es unter Kaiser Wilhelm II zum Aufbau einer Kriegsmarine durch die Großadmirale von Tirpitz und Köster, die schließlich die zweitstärkste der Welt war. Von Tirpitz ging in seiner Planung der sog. Risikoflotte davon aus, dass die deutsche Schlachtflotte so stark sein müsse, dass ein Angriff durch den stärksten anzunehmenden Gegner für diesen das Risiko des Verlustes seiner Überlegenheit darstelle.

Die Kaiserliche Marine sah ihre Vorläufer in der Hanse und der brandenburgischen Marine des Großen Kurfürsten, doch verfügte sie wegen ihrer doch recht jungen direkten Geschichte nicht über die lange Traditionskette wie andere Heeresteile. Weshalb sie vielfach, auch aus Unkenntnis ihrer außenpolitischen Bedeutung, vom Heer nicht ganz ernst genommen wurde. Diesem Imageproblem konnte nur durch intensive Flotten-Propaganda und dem persönlichen Einsatz S.M. des Kaisers, dessen Lieblingsspielzeug sie faktisch war, abgeholfen werden. Jedoch ist ihre zukunftsweisende Ausrichtung noch heute in der seit damals unveränderten Flottendoktrin bei der Deutschen (Bundes-)Marine existent. Obwohl die Bundeswehr seit neuesten Probleme mit der Tradition(spflege) zu haben scheint, beruht das hohe Ansehen der Deutschen Marine im Ausland zum größten Teil auf dem Wirken der ehem. Kaiserlichen Marine. Auch kann sie auf beachtliche Leistungen wie den Aufbau einer, noch heute funktionierenden, Infrastruktur in Tsingtau (China) verweisen.

Die Uniformierung der Marine lehnte sich sehr stark an die der engl. Marine an und hatte fast nichts mit der Heeres-Uniform gemein.

Oberleutnant z. See
im Landungspäckchen

Säbel an Mohairkoppel, Pistole 04 und Fernglas.

Oberleutnant z. See
in Tropenanzug

Diese Uniform wurde in der Heimat auch als Freizeitbekleidung und zu "gymnastischen Übungen" getragen