Kaisermanöver 2007 in der Ordensburg Liebstedt

Am Freitag, dem 17.08.2007 reisten bei bestelltem Kaiserwetter aus ganz Deutschland und dem verbündeten Ausland rund 140 Darsteller der Epoche des letzen Deutschen Kaiserreiches ins Thüringische Liebstedt um auf der Ordensburg am alljährlichen Kaisermanöver des Vereins Historische Uniformen des Deutschen Kaiserreiches 1871-1918 e. V. teilzunehmen. Die älteste, etablierteste, wie auch nach wie vor größte und inzwischen auch bekannteste Großveranstaltung dieser Epoche hatte dieses mal Darsteller nahezu aller Kontingente und Truppengattungen der alten Armee angelockt. Neben uns waren auch wieder unsere Freunde vom OV1914, der DSM1918, dem Traditionsverein Infanterieregiment Graf Werder (4. Rhein.) Nr. 30 und der Deutschen Gesellschaft für Militärmusik e. V. (DGfMM) mit Darstellern beteiligt. Diese Vielfalt an Darstellungen ist auch epocheübergreifend wohl einzigartig und spiegelt schön die damaligen vielen unterschiedlichen bunten, wie auch erstmals feldgrauen Uniformen der Zeit bis 1914 wieder. Auch das zum ersten mal nach damaliger Lageranordnung exakt ausgerichtet aufgebaute Biwak bot einen guten Einblick in das Lagerleben der damaligen Zeit. 

Nach der herzlichen Begrüßung der bekannten und auch vielen neuen und unbekannten Darsteller am Freitagabend, wurde in der gewohnten Manier das Kaisermanöver mit einem kleinen Umtrunk und Thüringer Rostbratwürstchen eröffnet. Am Morgen stand dann die ganze Truppe in freudiger Erwartung der nun folgenden Ereignisse auf dem Wirtschaftshof in Reih und Glied angetreten. Nach einer gewohnt schneidigen Ansprache unseres Obersten wurden die einzelnen Gruppen zur Ausbildung ihren Ausbildern übergeben. Bei der Infanterie wurde dabei mit der 5. (feldgrauen) Gruppe aufgrund des außerordentlich guten Mannschaftsbestandes eine Ausbildungsgruppe mehr gebildet, als ursprünglich geplant. Die Infanteriegruppen wurden nun je nach Ausbildungsstand im Grundwissen, dem Exerzieren, Marschieren, Avancieren, Chargieren, im Innenhof, die feldgraue Gruppe naturgemäß im Gelände ausgebildet. Später kam noch der allseits beliebte Part des Bajonettfechtens durch den Ausbilder Kaller hinzu. Auf das befürchtete Kavallerieexerzieren im Drillich zu Fuß hatten die Veranstalter gottseidank verzichtet, da auch so das reichhaltige Programm am laufenden Band Höhepunkt auf Höhepunkt folgen ließ. Während die Infanterie fleißig ausgebildet wurde, kam auch die Ausbildung der vielen anwesenden Offiziere im Umgang mit dem Degen/Säbel durch Herrn Oberst höchstpersönlich nicht zu kurz. Gegen Mittag wurde eine erste Alarmübung im Gelände durchgeführt, wobei erstmals ein Szenario der feldgrauen gegen die bunte Truppe aufgebaut werden konnte. Abschüsse und Einschläge der aufgefahrenen Artillerie verkündeten den Beginn des Gefechts. Trotz heldenhaften Widerstandes konnten jedoch die feldgrauen Truppen der überwältigenden Übermacht der bunten Truppen nicht standhalten. Danach marschierte die gesamte Truppe mit Gesang zurück in den Wirtschafthof und zum Mittagsmahl, das wie gewohnt in den zeitgemäßen Gulaschkanonen durch unseren Train bereitet wurde. Nach Mittag wurde eine große "Uniformmodenschau" durch den Rittmeister Fauer durchgeführt, die dieses mal allerdings aufgrund der großen Vielfalt der dargestellten Truppengattungen noch ausführlicher ausfiel als bisher. 

Später fiel ein gewisser Gardesergeant und sein hannoveranischer Begleiter durch lautes Singen und Krakeelen in der örtlichen Schankwirtschaft auf. Beide wurden auch prompt durch eine Manöverstreife beim Trinken im Dienst erwischt und abgeführt. Eigentlich hätte man den beiden für dieses ungebührliche Verhalten zumindest für den Rest des Manövers als äußeres Zeichen der Unehrenhaftigkeit den Seitengewehrtroddel abnehmen müssen, man beließ es aber für die sonst stets untadeligen Streiter bei einer deutlichen Ermahnung. Am Nachmittag wurden das Programm und die Ausbildung der Truppen in gleicher Weise fortgesetzt. Ein weiteres Gefecht zeigte erneut die drückende Überlegenheit der bunten Truppen. Später wurde noch die gewohnte Duellszene zweier Offiziere aufgeführt. Am Abend rundete ein Manöverball das Tageswerk ab. Hierbei wurde auch erstmals durch den neu eingeführten Lagerfeldwebel, dessen Aufgabe es war, für Ordnung, authentische Materialien im Biwak, ordentliches Auftreten der Darsteller, etc. zu sorgen, ein durchaus positives Resümee des Tages verkündet. Nach dem Antreten der Truppen am folgenden Morgen wurde erneut die Ausbildungstätigkeit aufgenommen und auch wieder ein Gefecht im Gelände dargestellt. Die feldgraue Fraktion wurde dabei durch die grünen Uniformen der Jägertruppe bereichert, doch auch das half nichts, um gegen die erneute Übermacht der blauen Truppen standzuhalten. Dieses Gefecht wurde erstmals im Zusammenspiel mit ausgebildeten Hornisten auf beiden Seiten durchgeführt, sodaß neben dem Gefechtslärm auch stets die entsprechenden Trompetensignale den begeisterten Zuschauern präsentiert werden konnten! Der Dank gilt hier besonders dem angereisten Mitglied der DGfMM, der eigens fürs Kaisermanöver die entsprechenden Signale dem Exerzierreglement entnommen und auswendig gelernt hatte. Wir alle hoffen auf eine noch intensivere Zusammenarbeit unserer beiden Vereine, vielleicht demnächst auch mit einem passend uniformierten Spielmannszug unter der fachkundigen musikalischen Leitung von besagtem Mitglied der DGfMM, der übrigens inzwischen auch Mitglied beim VHU geworden ist und damit eine willkommene Bereicherung in einem wichtigen Teil des damaligen Militärs, nämlich der Militärmusik darstellt. Als Resümee des Kaisermanövers 2007 auf der Ordensburg Liebstedt kann eindeutig von einer vollends gelungenen Veranstaltung gesprochen werden. Natürlich gilt der Dank allen aktiven Teilnehmern, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Ein besonderer Dank gilt jedoch noch dem Kameraden Schmelzer, welcher das stets von Zuschauern umlagerte MG08 zur Verfügung gestellt hat. Desweiteren danken wir auch besonders den angereisten Bäckern und der Konditorin, die uns mit frischem Brot und sogar Brötchen verwöhnten. Die zahlreichen Zuschauer, die eigens mit 1.500 Flugblättern und zahlreichen Plakaten beworben worden waren, zeigten sich durchweg begeistert von dem, was wir in Zusammenarbeit mit den angereisten Gruppen dargestellt haben. Wir alle freuen uns daher auch auf das nächste Kaisermanöver. Ob nun wieder in der Ordensburg oder an einem andren Orte, auch das Kaisermanöver 2008 wird sicher wieder ein großer Erfolg werden!

Bilder: Bergmann