Humor

Musterung, Diensteintritt und erste Dienstzeit

Vor allem steht die Frage - ist der Junge auch tauglich. Das wollen wir einmal annehmen, sonst käme man gar nicht in das Soldatenleben hinein. Kleine Fehler machen nicht viel aus. Da waren im überheizten, menschengefällten Saale die gestrenge Musterungskommission seit Stunden tätig, aus lauter nackten Adam künftige Rekruten auszusuchen. Immer dicker, immer stickiger wurde die Luft. Alle alten Krieger kennen diesen Odeur. Einer nach dem anderen wird beklopft, behorcht, befragt. "Haben Sie einen Fehler? " - "Jawohl" - "Was denn ?" - "Ich kann nicht riechen, Herr Doktor." - Der Vorsitzende, der Herr Brigadekommandeur, schneidet jede weitere Erörterung über diesen Fall ab. "Mein Sohn, das ist beim Kommiß kein Fehler, sondern ein Vorzug."

Eine andere Geschichte von einem, der sich nicht drücken wollte. Der Bezirksfeldwebel führt die Liste. Der Stabsarzt hantiert mit Stetoskop und Zentimetermaß herum. - Quervor am Tisch sitzen die Herren der Kommission und paffen vergeblich gegen die "Akustik" im Raume an. "Name?" - fragt der Stabsarzt den Gestellungspflichtigen. "Heinrich Treptow." - "Hinten ein W?" - "Nee, ick bin Gesund!"

Dann folgt die große Entscheidung -welcher Waffe, welchem Truppenteil wird der Junge zugeteilt. Wohl dem, der, freiwillig eingetreten, sich die Waffe hat selbst wählen können, der etwa zur Marine geht, weil sein Vater die China-Expedition mitgemacht hat! Oder zur Artillerie, weil er etwas von Technik versteht und sein Großvater bei Eckernförde mit dabei war. Die anderen sind schlechter dran. Sie müssen gehen, wohin es befohlen wird, d.h. vernünftige Wünsche werden berücksichtigt. Dafür ein Beispiel: In Kirchheimbolanden ist Musterung. Die Kommission ist versammelt, und die Donnersberger männliche Jugend harrt ihres Spruches. Ein kräftiger Bauernbursche tritt vor. "Tauglich!" sagt der Arzt. "Bayrisches Infanterieregiment Nr. 8, Metz", entscheidet der Brigadeadjutant. "Entschuldigen Sie, ich möcht' lieber zu den Jägern." Wird bewilligt. Freudestrahlend zieht der Bursche ab. - Der nächste. "Tauglich!" - "Infanterieregiment 8, Metz." - "Entschuldigen Sie, ich möcht' zu den Jägern!" - "Warum?" - " Eich hunn mei Bläsier draa!" - "Gegen diesen triftigen Grund ist nichts einzuwenden", sagt der Adjutant, "also Jäger Zweibrücken." - Nummer drei erscheint. - "Tauglich!" - "Infanterieregiment 8, Metz!" -  "Entschuldigen Sie, ich möcht' zu den Jägern!" - "Warum?" - "Mei Vadder hodt auch bei den Jägern gedient!" - "Na, also schön!" - Nummer vier. - "Entschuldigen Sie, ich möcht' zu den Jägern!" - "Ja zum Kuckuck noch mal!" fragt der Adjutant, "warum wollt ihr Donnersberger alle zu den Jägern?" - Da sagt der anwesende Gendarm: "Entschuldigen's Herr Hauptmann, der Grund ist der: In Metz kost' das Glas Bier 25 Pfennig und in Zweibrücken nur 15!" -

Ein anderes Vorkommnis: Der Stabsarzt klopft und horcht einen schmalen Brustkasten ab. "Kehrt!" - Unbeholfen dreht sich der Mann auf seinen krummen Beinen. Ein Blick genügt. "Train!" - Der angehende Vaterlandsverteidiger ist arg beleidigt. "Das hätten Sie mir ooch ins Jesichte sagen können, Herr Doktor!"

Der nächste kommt an die Reihe. "Sind Sie kurzsichtig?" fragt der Stabsarzt. "Nein - Herr Doktor!" Darauf der Stabsarzt belehrend: "Hören Sie mal, Doktor ist keine militärische Bezeichnung, nennen Sie mich Lieber Herr Stabsarzt." "Jawoll ... Lieber Herr Stabsarzt!" stottert der ahnungslose Neuling.

So geht die Arbeit mit mancherlei spaßhaften  "Zwischenfällen" munter weiter, bis der letzte der angehenden Vaterlandsverteidiger drankommt. "Emil Knöterich", meldet dieser Mann seinen Namen und tritt auf das Brett des Längenmessers. Der Sanitätsgefreite senkt das Holz bis auf Knöterichs blonden Schädel und sagt "1,50" - "Ein bißchen zu klein", meint der Oberstabsarzt und schüttelt bedauernd den Kopf. - "Ach was", fährt der General dazwischen. "Der Mann hat große Hände und Füße, der verspricht noch zu wachsen!" - Abwehrend  streckt Emil die Hände vor. "Ich kann aber nichts festes versprechen, Herr General!"

Wenn nun die Rekruten eines schönen Tages mit ihrem Transport in der Garnison und ihren neuen Kasernen angekommen sind, dann folgt als erstes die Einkleidung. Das es dabei auch nicht ohne alle möglichen komischen Zwischenfälle abging wissen wir alle, die wir diese Prozedur einmal überstanden haben. Hosen verpassen! Unteroffizier: "Strecken Sie doch ihre Beine nicht so weit durch die Hose!" - " Herr Unteroffizier! Wenn ich die Hose runterlasse wird der Rock zu kurz!"

"Herr Unteroffizier, die Hose passt nicht! Die ist mir im Schritt zu eng!" - "Det is jut! Denn musste wenigstens immer Trab loofen!"

Besonders schwierig war immer das Verpassen des Helmes. Das konnte alle Beteiligten zur Verzweifelung bringen, bis so eine Komißtüte glücklich einigermaßen vorschriftsmäßig saß. Schließlich wurde der Helm so lange aufgestülpt, bis er passte. "Na, du hast ja eine unverschämte Birne!" sagt der Unteroffizier zu einem, dem Kopfweite 60 noch zu klein war. "Du hast ja einen Wasserkopp - aber er steht dir ganz gut!"

Nach der Einkleidung folgt dann nach einigen Tagen die Vereidigung. Da mußten die Konfessionen festgestellt werden. Rechter Flügel Protestanten, linker Flügel Katholiken. Ein Mann bleibt einsam und allein vor der Front. "Was sind SIE denn?" - "Dissident!" - Der Unteroffizier: "Na, ich weiß ja nicht, was das ist, aber das sage ich dir, wenn du morgen zur Vereidigung keine richtige Religio hast, trittst du mit bei den Mosaischen an."

Bei einer ähnlichen Gelegenheit sagt der Feldwebel: "Religion?" - "Dissident, Herr Feldwebel." - "Dissident, Dissident?? - Kenn ick nich. Bei uns gibt es nur Evangelen, Katholen und ab und zu ooch mal 'nen Mosaischen. Aber Dissident?  - Was is denn det?" - "Ein Dissident glaubt an kein höheres Wesen!" - "Soooo! - Na, dann werde ick Ihnen mal was sagen, mein Freundchen, det höhere Wesen, det bin ick, und den Glauben daran werde ick Ihnen schon beibringen!"

Und dann die ersten Gehversuche auf dem Kasernenhof und die erste Reitstunde! - Unerschöpfliche Quellen militärischer Heiterkeit. Da hatte ein Rekrutenoffizier die vernünftige Idee, daß den Leuten vor allen Dingen die Gelenke gelockert werden müßten. Also Beginn des Exerzierens. "So jetzt alles auf den Rücken legen! Beine hochstrecken und bewegen wie beim Radfahren!" - Ein tüchtiger Füsilier strampelt ein-, zweimal, dann hört er auf. "Müller, warum machen Sie denn nicht weiter?" fragt der Offizier etwas ungehalten. - "Ick habe Freilauf, Herr Leutnant!" - Für einen Rekruten allerhand!

Erste Instruktion im Stall. - Der Futtermeister hat das  Wort. "Ein für allemal, merkt euch das, bevor ihr in einen Stand tretet, ruft ihr den Gaul von hinten an. Wenn ihr das nämlich nicht macht, erschrickt der Gaul, keilt aus und schlägt euch vor euren Dickschädel! Und das Ende vom Liede ist, wir haben lauter lahme Pferde in der Schwadron!"

Und die erste Instruktion über Stubenordnung und den schwierigen Fall "Betten machen". Der Stubenälteste: "Herrschaften, ich will euch mal wat sagen! Wat ihr da gemacht habt, is jarhischt. Een richtigjemachtes Bett is glatt - - - so glatt - - - na, een Billard is die reenste Jebirgsbahn dajejen! Verstanden?!"

Und die andere interessante Frage, die wohl mehr als einmal gestellt worden ist, aber schließlich bei den ersten Gardedragonern hängen blieb. "Was bekommt der Soldat bei seinem Diensteintritt?" - "Montierung!" -  "Was noch?" - " Einen Helm!" - "Was noch?" - "Was noch?" - "Was noch?" - Schließlich weiß keiner mehr etwas. Darauf der Wachtmeister in belehrendem Tone: "Ich will's euch sagen: Er bekommt die Kriegsartikel vorgelesen."

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Instruktionsstunde

Nachstehend geben wir das "Muster" einer Rekruten-Instruktion im alten Heer.

"Was ist Treue?" - "Kein leerer Wahn!" - "Was ist Wahn?" - "Ein Schießplatz im Rheinland!" - "Wer schießt auf diesem Platz?" - "Die Infanterie!" - "Mit was schießt die Infanterie?" - "Mit dem Gewehr!" - "Wie heißt der Hauptteil des Gewehres?" - "Schloß!" - "Wo ist noch ein Schloß?" - "In Berlin!" - "Wer wohnt in diesem Schloß?" - "Der Kaiser!" - "Was hat der Kaiser für Hosen an?" - "Generalshosen!" - "Wer trägt dieselben noch?" - "Unser General!" - "Wo stammt der General her?" - "Aus Baden!" - "Wann badet der Soldat?" - "Sonnabends!" - "Weswegen?" - "Wegen Körperpflege!" - "Was hat der Infanterist besonderst zu pflegen?" - "Seine Füße!" - "Warum?" -"Weil er kein Pferd hat!" - "Wer hat ein Pferd?" - "Der Kavallerist!" - "Wer wird wo wie genannt?" - "Der Hauptmann wird  bei der Kavallerie Rittmeister genannt!" - "Nennen Sie mir noch einen Meister!" - "Der Zahlmeister" - "Wie heißt die Zahl zwischen 18 und 20?" - "19" - "Was gibt 19?" - "Es gibt 19 Kriegsartikel" - "Wovon handeln die Kriegsartikel?" - Von den Pflichten des Soldaten!" - "Welches ist die erste Pflicht des Soldaten?" - "Die Treue!" - "Was ist Treue?" - siehe oben.

In der Instruktionsstunde fragt der Leutnant über Fahneneid: "Was ist der Fahneneid?" - "Kraczmarek!?" - "Derr Fanneneid is sich ein Geliebde." - An Kraczmareks Gesichtsausdruck sieht der Leutnant deutlich, das der Mann keine Ahnung von der Bedeutung des Wortes hat. Er fragt ihn also: "Na, erklären Sie mir mal was das ist, ein Gelübde?" - "Een Gelibde is, was man nachher heiraten muß, Herr Leitnant!!"

Nun einige Instruktionsperlen, nach denen man wahrhaft nicht mühsam zu tauchen braucht, wenn man ein paar Jahre beim Kommiß war.

"Die tägliche Löhnung des Soldaten beträgt 22 Pfg. und haben besonders die älteren Mannschaften darüber zu wachen, daß die jüngeren Kameraden nicht in Verschwendung ausarten."

"Baden kann man nur in Schwimmhosen. Erstens ist das beziehungsweise anständig, und zweitens muß der Mensch im Falle eines Vorgesetzten eine Hosennaht haben."

"Der Soldat soll sein Gewehr lieben wie seine Braut, was sich auch auf diejenigen Rekruten bezieht, wo noch kein Verhältnis haben."

"Wenn der Soldat zu gleicher Zeit zwei befehle erhält, die einander vollkommen widersprechen, so hat er denjenigen Befehl auszuführen, der dem anderen am wenigsten widerspricht."

"Was pflanzt der Soldat wann auf, wenn er was läuft?" - "Er pflanzt das Seitengewehr auf, wenn er Gefahr läuft!"

"Mit was ohne was darf er nicht wohin gehen?" - " Mit brennender Tabakspfeife ohne Deckel darf der Soldat nicht in den Stall gehen."

"Von was ist der Hufbeschlag der Pferde?" - "Von größter Wichtigkeit."

"Warum nennt man das Gewehr ein gezogenes?" - "Weil man daran zieht, damit es losgeht."

"Was benutzt der Soldat zum Putzen seines Gewehres?" - "Die Abendstunden."

"Was versteht man unter Gelände?" - keine Antwort - "Na Sie laufen doch den ganzen Tag drin herum! - Also was ist Gelände?" - "Ein Paar Stiebeln, Herr Unteroffizier!"

"Was machen Sie, wenn Sie auf der Straße den Herren Divisionskommandeur kommen sehen?" - "Ich mache Front!" - "Nee, mein Herzchen, du machst, daß du in der nächsten Seitenstraße verschwindest!"

"Hat einer von euch schon mal die Unterschrift des Kaisers gesehen?" - "Jawoll!" - "Wie unterschreibt er?" - "Wilhelm I.R.!" - "Was heißt I.R.?" - "Imperator Rex!" - "Was ist Imperator?" - " 'ne Art Frühkartoffel!"

"Wenn ein Zivilist im Wirtshaus Streit anfängt, hat der Soldat sein Bier auszutrinken und das Lokal zu verlassen! - Huber, was tun Sie also in diesem Fall?" - "Ich trinke sein Bier auf und drücke mir, Herr Unteroffizier!"

Ein Wachtmeister der Gardereiter gab einmal folgende Instruktion über den Karabiener: "Nu de Brunierung oder der ginstige (künstliche) Rost! - Die Brunierung is e ginstiger Rost und wird angebracht weswegen? - Weil, wenn de nun so e Lauf naß werd', und ich will mal sprechen, es käme Rost und wollte sich auf den Lauf setzen, da sagt er: 'Ach, da sitzt schon eener!'. Und so setzt sich em keen Rost uff eenen brunierten Lauf! Und desderwegen hat mr em den sogenannten ginstigen Rost, dem mr ooch Brunierung nennen gann!"

Eine Instruktion über das Pferd begann bei der Königlichen Ersten Schwadron immer mit den seit Rekrutengeschlechtern auswendig gelernten Worten: "Das Geschlecht der Färde is älter als das Geschlecht der Menschen. Nach Darweng stammen alle Färde von eener gemensamen Urzelle ab. Dieselbe war Mausgrau mit gestreeften Beenen und eenen Aalstrich ibern Ricken!"

Nächtliche Instruktion auf dem Kasernenhof über Sternenkunde. Alles schaut gespannt auf zum Himmel und hört die Erklärungen des Offiziers über den "Großen Bär"  und Wie man den Polarstern findet. Da kommt der Hauptmann hinzu. "Herr Leutnant, lassen Sie doch die Leute ein paar schritte zurücktreten, sie renken sich ja noch die Hälse aus!"

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Kasernenhof und Reitbahn

Nicht zu verwundern für den, der mal einen Winter lang Einzelexerzieren und dergleichen als Leitender oder Leidender mitgemacht hat. Wie es da oft herging, das kennzeichnet am besten der Ausruf eines braven "Schersanten". Er kehrte sich verzweifelt von seiner Abteilung ab und faltete die Hände zum Himmel: "Lieber Gott, sieh dir deine Geschöpfe an, du glaubst es sonst nicht!"

Ein anderer Stoßeufzer des ausbildenden Sergeanten: "Müller! Tu mir einen Gefallen und heirate nicht! - Sonst haben wir in zwanzig Jahren dasselbe dämliche Kalb wieder in der Kompanie!"

Bei der Artillerie war das Auf- und Absitzen am unbespannten Geschütz ein besonders bewährtes Mittel, die Gelenkschmiere flüssig zu halten! "Das macht schlank!" meinte der Wachtmeister. "Bei dieser Übung müßt ihr doch schwitzen - ich rieche aber immer noch nichts!"

Wendungen. Wobei für Nichtsoldaten bemerkt sei, daß ihre Ausführung die Kenntnis des Unterschiedes zwischen rechts und links voraussetzte. Unteroffizier: "Kennst du eine Kaffeemühle?" - "Jawull! Herr 'Schant!" - "Dann streck' mal deinen Arm aus - so - und nun drehe ich den Schwengel nach rechts - folglich ist das rechtsum - kapiert?"  - "Jawull! Herr 'Schant!" - "Und nun drehe ich den Schwengel anders herum - was ist dann?" - "Dann mahlt sie nicht, Herr 'Schant!"

"Sprung auf! Marsch, Marsch!" - Eine besonders beliebte Übung für Reservisten, denen noch der Heimatspeck auf den Rippen saß. Hei! schnappten da die Dicken nach Luft. Und der Sergeant schüttelte sein Haupt und sprach: "Ja, ja, da liegen sie nun, die Fettwänste, als ob ein Zug nach Marienbad entgleist wäre!"

Und wiederum, als die Rekruten zum ersten Male angetreten sind, jammert derselbe Sergeant: "Mensch ... Mensch .... Mensch! Sie sind ja genauso schief wie der Turm von Pisa! Stammen Sie etwa aus dieser Gegend?" - "Nein, Herr 'Schant, aus Baden-Baden!" - "Du kriegst die Motten... stottern tu der Kerl auch noch!"

Und dann der erste Reitunterricht. Kommando des Wachtmeisters: "Auf-ge-sessen!" - "So, ich gehe jetzt in die Kantine, und wenn Ihr oben seid, dann ruft mir!"

Konnten die Rekruten notdürftig oben sitzen, dann ging es bald in den Sprunggarten, mit Hüften fest! Da flog einer (mehr als einer) über den Hals seines Pferdes auf der anderen Seite der Hürde auf die Erde, militärisch ausgedrückt, er nahm das Hindernis allein. "Bravo!" sagte der Unteroffizier. "Das haben sie ja großartig gemacht. Das wollen wir gleich nochmal üben, da nehmen Sie aber Ihren Zossen mit herüber!"

In dieses Kapitel gehört auch der klassische Ausspruch eines Wachtmeisters beim Rekrutenreitunterricht: "Vorwärts doch - Knetsch! Abstand halten! Hau doch der alten Mina die Sporen rein, das ihr das Heu aus dem Bauche hängt! Galopp muß se gehen; warum is se een Pferd geworden!"

Ein Wachtmeister von den Sächsischen Husaren äußerte zu einem Rekruten einmal folgenden ziemlich  komplizierten Wunsch: "Weßte, mei Bibsch, was'ch dir winschen däde fier dei lausiges Reiten, du Lumich? Wenn ich winschen geente, da winsch'ch die eenen Gopp so groß wie eene Gesselbauke! und nacher uff deen Gopp lauter Leise! Un nachher e bar ganz gleene Arme, so gorz wie mei gleener Finger! Siehste, mei Bietsch, da mechteste aber naufangeln und nich gratzen gennen. Aber da däd'ch lachen, mei Bietsch!"

Aber auch possierliche Zwischenfälle anderer Art ereigneten sich in der Bahn. Remontereiten. - Durch ein Loch in der sonst blau abgeblendeten Fensterscheibe fällt ein Sonnenfleck auf einen Hufschlag. Die jungen Pferde scheuen jedesmal an dieser Stelle. Der Reitlehrer zeigt auf den Sonnenkringel und ruft "Bahndienst, streuen Sie Sand drauf!" - Geschieht. - "Noch mehr Sand!!!"

Unerwartet kommt der Herr Brigadekommandeur daher. Also ist die Rekrutenabteilung, die er zuerst mit seinem Besuch beehrt, vollkommen unvorbereitet. Dennoch klappt es. Ein Rekrut, an den er eine Frage stellt, sagt ganz richtig: "Herr General." - "Nun, mein Sohn, woran hast du mich denn erkannt?" Der Rekrut, puterrot angelaufen, würgt an einer Antwort. "Na, woran denn?" ermuntert der General. "Der Herr Unneroffizier hot g'sagt... " Pause. "Was hat er denn gesagt?" "Der Herr Unneroffizier hotg'sagt ... bald einer kimmt, den wo's no nie g'sehn hobt's un dem die Staud'n aus den Ohrwascheln rauswachs'n ... dös is nachher der Herr General."

Ein wichtiger Augenblick im Tagesablauf des Rekruten - später übrigens auch für die "alten Knochen" nicht weniger wichtig - war das Antreten zum Essenfassen. Das Signal hierzu vermochte Tote zu wecken. Bei Springen war ein Rekrut auf den Kof geflogen und blieb trotz aller Ermunterungen zu nächst liegen. Der Wachtmeister hob ihn schließlich, selbst einigermaßen besorgt, in die Höhe und sagte freundlich: "Na Müller, stehen Sie doch endlich auf, es bläst schon zum Mittagessen!" - Da war Müller plötzlich wieder ganz munter, denn in den Kampf wider den Kohldampf stürzt sich jeder gerne.

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Felddienst und Scharfschießen

Im "Kleinkrieg" musste zwar ach da erst eine Grundlage geschaffen werden, aber bald übte man auch im größeren Verband. Da war einmal die 12. Kompanie rechts neben den langen Kerls von der ersten eingesetzt. Im Vorgehen rief der rechte Flügelmann der ersten seinem Nachbarn von der 12. freundlich zu: "Achtung! Ihr Kleenen, den Bauch hoch - es kommen Stoppeln!"

Das Vorgehen erfolgte nach Marschrichtungspunkten. Als Marschrichtungspunkte sollten aber jedermann bekannte Kirchtürme usw. nicht mit Namen genannt werden, weil man im Kriege die Namen ja auch nicht weiß. Wie half man sich? - "Marschrichtungspunkt jener Kirchturm, der aussieht wie der Kirchturm der Garnisonskirche." - Oder: wenn ein solcher allgemein bekannter Punkt nicht mehr da war: "Marschrichtungspunkt: die abgerissene Selterswasserbude!"

An den Felddienst schloss sich oft nicht gerade zur allgemeinen Freude ein Parademarsch an. Da passierte einmal folgende Geschichte: "Herr Leutnant, Ihr Zug hängt ab!" rief der Hauptmann. Darauf der ahnungslose Reserveleutnant: "Dritter Zug - Bataillon halt - Gepäck abhängen!"

Das war menschliches Verständnis für die Notwendigkeit einer Schonung. der Leute. Zur Schonung dienten auch die Gefechtspausen. Die Gewehre sind zusammengesetzt, die Kompanie ist weggetreten. Da verschwindet ein Mann im Schweinsgalopp in den nahen Kuscheln und hockt sich nieder. Ein junger Offizier zieht in gleicher Absicht desselben Weges und kommt bei dem Manne hinter dem Busch vorbei. Der will sich zur Ehrenbezeigung vor seinem Leutnant erheben. Aber der Leutnant wehrt mit sonorer Bassstimme ab: "Sitzen bleiben, weitermachen!"

Gefechtsexerzieren gab es natürlich auch bei der Kaiserlichen Marine. - Gefechtsexerzieren mit markierten Ausfall. Der erste Artillerieoffizier befiehlt: "Bedienung der 21=cm Kassematte ausgefallen!" - Lautlos sinkt alles zu Boden. Nur der Geschützführer brüllt beim Niedergehen mit Stentorstimme: "Heinrich (Deckname für das Geschütz) ausgefallen" - Das ging gegen jedes Programm. Die Leute der Nachbarkassematte sollten es von selbst gewahr werden, also Anpfiff vom Kommandanten: "Beim Ausfall haben Sie keinen Ton mehr von sich zu geben - verstanden?!" - Der Geschützführer richtet sich etwas hoch: "Herr Kapitän, es war mein letzter Seufzer!"

Felddienst bei der Kavallerie. - "Aufmarsch im Galopp aus der Marschkolonne!" - Dem Zugführer des hinteren Zuges geht händeringend das Pferd ab und er saust an der Schwadron vorbei. Sein Kamerad vom vordersten Zug ruft ihm zu: "Wo willst du denn hin, Kirchner?!" - "Weeß ichs? - frags Ferd!"

Ein anderes Bild. - Exerzieren einer Kürassierschwadron auf dem Truppenübungsplatz  Der Brigadekommandeur sieht, wie das die Vorgesetzten häufig so an sich hatten, aus der Ferne interessiert zu. "Weil er nicht stören will!" - Im tiefsten Sande stürzen einige Reiter. I aller Gemütsruhe zogen sie sich ihre langen Stiefel aus, um den Sand herauszuschütten. Während einer Pause reitet der General zur Schwadron. Der Chef meldet. Da sagt der General: "Herr Rittmeister! Das einmal ein Mann von seinem Bock runterfliegen kann, weiß ich. Aber neu ist mir, dass er dann die Stiefel auszieht und sich mit ihnen dreimal nach Osten verneigt! - Das ist wohl ein religiöser Brauch in Ihrer Schwadron?!" - Spricht's und reitet grüßend fort.

Auch beim Train konnte man seinen Spaß haben. In Tempelhof, beim "Garde du Train" hielt der Rittmeister Fahrzeugexerzieren ab. "Eskadron, haaalt!" - Einer der Karren rollt ein gut Stück über die Front hinaus. "Kerrrrl!" - "Herr RRi-ittmeister!" sagte der Fahrer.....  "ich stot-t- tere - - - und eh ich ... b-b-rr - machen kann - flip-p-pern mir - - - im-m-mer - so - 2 - 3 - Fahr-zeug-längen - d-d-durch - die F-ffinger!"

Eine Episode, die sich bei einem Scharfschießen der Artillerie mit neuen Geschützen in Jüterbog begeben hat. Die Hochwohlweise Budgetkommission des Reichstages war zugegen. In einer Feuerpause tritt der bekannte sozialdemokratische Abgeordnete B. an ein Geschütz und fragt den Mann: "Würden Sie mit dem Geschütz auch auf das Volk schießen?!" "Nein, Herr B.!" sagt der Mann mit Überzeugung. Erfreut greift der Abgeordnete in die Tasche und Zückt einen Taler, den der Mann grinsend einsteckt. Darauf B.: " Nun sagen Sie mir noch, warum würden Sie nicht auf das Volk schießen?" - "Ick bün ja Trompeter!"

Wenn die Schießübungszeit zu Ende war, mussten nach dem letzten Schießen aller Batterien "Rohre frei!" melden. So war es auch einmal in Hagenau. Aber als die Batterie ins erste Marschquartier kam, ging der Wachtmeister mit dem Hauptmann zur Seite und sagte: "Herr Hauptmann, wir hatten zu früh gemeldet, unsere Rohre sind alle noch geladen!" - Nun waren das damals noch Granaten mit aufgeschraubtem Zünder, die nach Rückwärts nicht entladen werden konnten. Da war guter Rat teuer. Nach vielem Überlegen kam dann der Entschluss: Am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe marschierte der Hauptmann zu einem von der Straße abgelegenen toten Rheinarm, stellte die Kanonen ganz nahe ans Wasser und dann wurden die 6 Granaten ins Wasser abgefeuert! Jawoll! Sie taten dem Herrn Hauptmann den Gefallen aber nicht, die Geschosse setzten auf, glitten ab, flogen weiter und dann hörte man an dem nebligen Morgen aus weiter Entfernung sechs dumpfe Knalle. Die Gefühle des Chefs lassen sich denken, mit denen er nun weiter marschierte, und der Eifer, mit dem er alle erreichbaren Lokalblätter der Umgegend in der nächsten Zeit aufkaufte. Aber es hatte gut gegangen! Es war nichts passiert. Und die guten Badener hatten wahrscheinlich an ein kleines Gewitter gedacht.

Demselben Hauptmann war bei dieser Schießübung noch ein anderes Stückchen passiert. Die Batterie stand hinten in der Waldschneise in Bereitstellung. Der Oberst gibt dem Adjutanten Befehl: "Verfolgung! Eile ist geboten!" und schnarrte das letzte so zwischen den Zähnen heraus. Die Zeit vergeht. Die Batterie kommt nicht. Endlich, endlich taucht sie in behaglichem Kochäppel im Hintergrund auf. Der Oberst wütend zum vorgaloppierenden Batteriechef: " Herr Hauptmann, wo bleibt denn ihre Batterie?!" - "Verzeihung, Herr Oberst! ich hatte doch erst Stollen einschrauben lassen müssen! - Herr Oberst hatten doch befohlen,  'eisiger Boden' !"

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Besichtigung

Es gibt keinen alten Soldaten, den dieses Wort nicht noch heute ein wenig in die Knochen fährt, er mag so dickselig gewesen sein, wie er will. Denn für die Besichtigung zu arbeiten, war ja, häufig genug, der Sinn des militärischen Daseins. Und die Besichtigung selbst war nie das Schlimmste. Aber  - die Vorbereitung dazu!!

Eine solche Besichtigung begann stets mit der Begutachtung des "Adjustements" von Mann und Pferd. Kandarenbesichtigung bei einer Niedersächsischen Batterie (nicht 2. u. 3. FAR 62) Die ersten Reittouren ziehen heraus. Der Oberst fragt den Chef: "Herr Hauptmann, womit wird bei Ihrer Batterie das Lederzeug geputzt?" - "Mit Gilgschem Lederöl, Herr Oberst!" - "Gut!" - Das Aussehen und der Zustand des Lederzeuges erregte das uneingeschränkte Wohlgefallen des Regimentskommandeurs. Es hatte der Batterie auch  Mühe genug gekostet und ... Eiweiß! Den mit Gilgschen Lederöl allein konnte kein Schwein das Lederzeug Blank kriegen! - Der Batteriechef war sehr stolz. Da nahte das Malheur mit der letzten Reitabteilung. Man mochte seinen Augen nicht trauen. Die Zaumzeuge und Sättel sahen aus, als hätten sie wochenlang im Hühnerstall gehangen, und das Donnerwetter, das nun losging, war nicht zu knapp. Was war geschehen?! Ein braver Kanonier, der seine Sache recht gut machen wollte, hatte sich gedacht: Wenn Eiweiß schon so schön hilft, - dann muss die Sache mit Eidotter ganz prächtig werden!

Ein heikler Punkt war immer die Besichtigung der Instruktion über Pflichten und Rechte des Soldaten, namentlich Beschwerden. - Der Oberst fragt: "Sag mal, mein Sohn, musst du dir jede Beleidigung gefallen lassen?" - "Nein Herr Oberst!" - "Wenn du dich nun beleidigt fühlst, was steht dir dann zur Seite?" - "Das Beschwerderecht, Herr Oberst!" - "Gut, mein Sohn!" - "Also, wenn ich zum Beispiel ohne jede Veranlassung zu dir sage: Du Esel! - Würdest du dich dann beschweren?" - "Nein, Herr Oberst!" - "Nun, das ist doch eine Beleidigung! Empfindest du das nicht als solche?" - "Nein Herr Oberst!" - "Warum denn nicht?" - "Herr Oberst haben zu mir gesagt: 'mein Sohn'!"

Bei der Rekrutenbesichtigung im Winter sagt der Oberst zu dem jungen Rekrutenoffizier: "Herr Leutnant! Setzen Sie sich vor den Anfang Ihres Zuges!" - Eilfertig läuft der Offizier dorthin, rutscht aber im Schnee aus und sitzt, blutrot geworden, am Boden. "Nun, Herr Leutnant - so wörtlich habe ich das natürlich nicht gemeint", sagt der Oberst lachend.

Die Rekruten mussten bei der Besichtigung natürlich genau über die Verpackung der Tornister oder, bei den berittenen Truppen, der Sattelpacktaschen bescheid wissen. Ein Rekrut war durch die rasch aufeinander folgenden Fragen ganz verwirrt und antwortete schließlich auf die Frage: " Wo haben Sie in der rechten Packtasche das Gesangbuch?" - "Zuoberst - Herr Unterst!"

Ein anderer Mann, der ihm durch schlechte Haltung auffiel, schnauzte der Oberst an: "Stellen Sie sich zunächst anständig hin, wenn Ihr Oberst vor Ihnen  steht!" - Der Mann versuchte erschrocken eine bessere Haltung einzunehmen, sackte aber gleich wieder zusammen. - "Was sind Sie?" - "Ich bin müde, Herr Oberst!"

Griffe in der Kompanie. "Stillgestanden! Das Gewehr - über!" Gutes Kommando, entsprechende Ausführung. Aber ein Mann hat noch das Gewehr bei Fuß. Der Kompaniechef stürzt auf den Unglücksmenschen zu.  "Haben Sie das Kommando verstanden?!" - "Zu Befehl Herr Hauptmann!" - "Warum führen Sie es dann nicht aus?!" - "Das kann ich nicht Herr Hauptmann! Mein Kolben steht in einem großen Kuhfladen!"

Instruktionsbesichtigung bei der Artillerie. - Regimentskommandeur lässt Goldkörner rollen. "Herr Leutnant! Ihre Leute müssen mehr aus sich heraus gehen! Erziehen Sie sie zum selbstständigen Denken und flüssigen sprechen! - Passen Sie mal auf, wie man das macht! - Der Mann da! Wie heissen Sie?" - "Kanonier Müller, Herr Oberst!" - "Also, mein lieber Müller, denken Sie sich, Sie sitzen in einer Wirtschaft, und nun kommen einige Infanteristen und setzen sich an Ihren Tisch. Ihr kommt nun ins Gespräch und auf einmal fragen die Infanteristen, du, Kamerad, kannst du uns nicht mal die Visiereinrichtung an der Kanone erklären?' - Was würden sie darauf antworten?" - "Da sage ich:...." - - - "Na?" - " Da sage ich ... " - "Nun los doch!" - "Da sage ich ....  die Visiereinrichtung geht euch Fußlatscher 'nen Dreck an!"

Bei der Besichtigung einer Leibkompanie vor dem Kommandierenden General stand im ersten Glied der Einjährige Roosenbohm.  "Was sind Sie?" fragte Exzellenz freundlich. Stolz in der Brust schmettert der Einjährige: "Referendar beim Kammergericht, Eure Exzellenz!" - "Da faucht der Kommandierende durch seine große Nase wie eine Katze: "Will ich ja jar nich wissen - unrasiert sind Se!"

Die Mannschaften sollten auch über die Zeitereignisse bescheid wissen. Mindestens war das bei einigen Vorgesetzten ein Steckenpferd, das sie, wie das immer der Fall ist, und bei jedem Menschen, mit Ausdauer und Geschick tummelten. Bei der Rekrutenbesichtigung wird ein Mann nach seinem Namen gefragt. "Andree, Eure Exzellenz!" - "So! Da bist du ja ein Namensvetter eines berühmten Mann!" - "Zu Befehl, Eure Exzellenz, von dem Nordpolfahrer!" - "Woher weißt du denn das?" - "Der Herr Hauptmann hat's mir gesagt!" - "Und hat dann dein Hauptmann noch mehr gesagt?" - "Zu Befehl, Eure Exzellenz, Der Herr Hauptmann hat noch zu mir gesagt: Hätte er dir man mitgenommen!"

Gefechtsaufgabe: Heftige Armbewegung des Offiziers, als er nach Wiederholung der Aufgabe die ersten Befehle erteilt. Die Manschette fliegt über die Hand und rollt, leicht vom Winde bewegt, auf der Erde weiter. Oberst: "Ist das Ihr ganzes Hemd, Herr Leutnant?!"

Verpönt waren bei Besichtigungen, die auf Exerzierplätzen stattfanden, die "Geländeannahmen". Aber - wie sollte man schließlich auf diesen "Handtüchern" noch Abwechslung in die Sache bringen. Bei der Bataillonsbesichtigung der Oberst: "Herr Major, nehmen Sie an, der Exerzierplatz ist nicht eben. Dort rechts im Hintergrund erhebt sich ein Berg, auf dessen Gipfel schräg hinauf eine mit Bäumen bestandene Chaussee führt." - hierauf unterbricht der General: ..."Und oben auf dem Berg steht eine Kapelle, vor der Kapelle sitzt ein Eremit, und der will heiraten. Ich verbitte mir solche Annahmen, Herr Oberst!"

Gerätebesichtigung in einer kleinen elsässischen Garnison. Der Herr Inspizient, ein sehr trunkfreudiger Mann, war schon am Abend vorher angekommen und war am folgenden Morgen, als er das Pferd besteigen sollte, um hinaus zum Depot zu reiten, noch nicht völlig Herr seiner Gliedmaßen. Mühsam kletterte er auf den Zossen, verlor oben das Gleichgewicht, greift mit den Armen wild um sich, kriegt das rechte Ohr der alten "Kleopatra" zu packen und sitzt im nächsten Moment mit dem künstlichen Ohr - denn die "Kleopatra hatte vor Jahren ihr Eigentum bei einer Auseinandersetzung mit einem Standnachbarn verloren und trug eine Prothese - auf dem Boden. Tiefsinnig und bestürzt betrachtet der Oberstleutnant den Tuchfetzen in seiner Hand und sagt: " Nun habe ich wahrhaftig dem Gaul noch ein Ohr ausgerissen!"

Besichtigt wurde auch die Rechnungsführung der Truppenteile, nicht öffentlich, sondern auf den Büros der gestrengen Oberrechnungskammer. "An die Kgl. Kommandantur, Magdeburg, U.R. (Urschriftlich unter Rückbitte) zur umgehenden Äußerung, warum für die Katze des dortseits unterstellten Traindepots täglich 4 Pfg. Milch in Rechnung gestellt wurden, während die Katze des Proviantamtmagazins täglich nur 2 Pfg. Milch benötigt hat." - "U. (Urschriftlich) zurückgereicht mit dem Bemerken, dass die Katze des diesseitigen Proviantamtmagazins sich von Mäusen nährt, die sich an Mehl und Speck gemästet haben, dagegen die Katze des Traindepots auf solche Mäuse angewiesen ist, die ihr Leben kümmerlich mit altem Lederresten fristen. Hieraus erhellt sich der tägliche Aufschlag von 2 Pfg. für die letztere!"

Feldwachebesichtigung durch den Brigadekommandeur, die Kompanie baut am befohlenen Platz Vorposten nach allen Regeln der Kunst auf. Aber da war der Füsselier Kaczmarek, der Schrecken der Kompanie. "Feldwebel", sagt der Hauptmann, "wo bleiben wir bloß mit diesem Kamel?!" - "Herr Hauptmann, den verstecken wir. Ich pass schon auf, dass nichts passiert!" - Gesagt, getan. Der Feldwebel zieht mit Kaczmarek los und postiert ihn auf einem entlegenen Seitenweg in des Waldes tiefsten Gründen. Nach einiger Zeit revidiert der Feldwebel. "War der Brigadekommandeur da?" - "Nein, Herr Feldwebel, war sich nix da!" - Nach einer Weile, und dann nach einer Stunde nochmals wiederholt sich der Vorgang. Aber plötzlich stand mit dem sprichwörtlichen Glück des Vorgesetzten der Brigadekommandeur nun doch vor dem Unglücklichen. "Nun mein Sohn, was machst du denn hier?" - "Weiß ich nix!" - "Nimm mal wenigstens die Knochen zusammen - weißt du nicht, wer ich bin?" - "Nein! Weiß ich nix!" - "Na, ich bin dein Brigadekommandeur!" - "Au! Du wirst kriggen! Feldwebbel hat schont dreimal nach dir gefraggt!!!"

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